CLASSIC ARTICLE
Diese Ausgabe des Journal of Psychotherapy Practice and Research enthält einen nachgedruckten Aufsatz, ‘The Origin of the Influencing Machine in Schizophrenia’, von Victor Tausk. Der Aufsatz erschien 1919 im Druck, etwa zur Zeit von Tausks tragischem Suizid, obwohl eine frühere Fassung im Jahr zuvor in der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung vorgetragen worden war. In vielerlei Hinsicht ist dies ein eigentümlicher Aufsatz. Er spiegelt Tausks große Brillanz wider und vermittelt zugleich durch seine sorgfältigen und peinlich genau belegten Fußnoten Tausks Beschäftigung mit den wechselseitigen Einflüssen zwischen ihm und Freud in Bezug auf die psychoanalytische Sicht der Schizophrenie. Tausk stützt sich stark auf Freuds damalige Arbeiten; er treibt jedoch die psychoanalytische Formulierung der zentralen Schwierigkeit der Schizophrenie einen wesentlichen Schritt voran.
Tausks belastete Beziehung zu Freud ist in Paul Roazens Brother Animal dokumentiert. Auf den Aufsatz ‘Origin of the Influencing Machine in Schizophrenia’ wurde von Freud nach Tausks Tod häufig Bezug genommen. Und von Tausks Arbeiten ist dieser Aufsatz der bekannteste.
Der Aufsatz selbst weist viele faszinierende Elemente auf, die Tausks Kreativität offenbaren. Er liefert eine erhellende und interessante Begründung für Einzelfallstudien, die heute ebenso modern ist wie 1919. Darüber hinaus zeichnet sich der Aufsatz durch den Versuch aus, ein häufiges schizophrenes Symptom zu deuten und mit Bedeutung zu versehen: in diesem Fall die Erfahrung, von einer fernen Maschine beeinflusst zu werden. Tausks große Leistung besteht darin, dieses Symptom und seine vermutete Bedeutung auf geschickte Weise mit der psychoanalytischen Theorie zu verknüpfen. Dabei humanisiert er die Patient:innen, während er zur Metapsychologie beiträgt.
In der Tat ist es sein Beitrag zur Metapsychologie und zum allgemeinen Verständnis der Schizophrenie, der dem Aufsatz einen Platz in der Geschichte sichert. Tausk macht klugen Gebrauch von entwicklungsbezogenen Ideen, triebhafter Besetzung sowie Verdrängung und Abwehr, wenn er die Bedeutung der Beeinflussungsmaschine formuliert. Seine bemerkenswerteste Leistung ist jedoch die Idee, dass Schizophrenie auf ein geschwächtes Ich zurückzuführen ist, und er lenkt ausdrücklich die Aufmerksamkeit auf die Spezifität des Problems, Grenzen zwischen Selbst und Anderem, Innen und Außen, Vergangenheit und Gegenwart aufrechtzuerhalten. Die Vorstellung eines schwachen Ichs mit Schwierigkeiten in der Grenzaufrechterhaltung wurde von Paul Federn aufgegriffen und ist letztlich zum Kernstück moderner psychoanalytischer Konzeptualisierungen der Schizophrenie geworden.
Der Aufsatz ist mitunter dicht, und nach heutigen Maßstäben würde Tausk eine gute Redaktion benötigen. Doch der Text belohnt sorgfältiges Lesen mit brilliantem Einblick in eine quälende Krankheit. Während das klinische Verständnis der Schizophrenie heute in der Integration vieler verschiedener Perspektiven liegt, erinnert uns der Aufsatz daran, dass es wertvoll sein kann, menschlichen Kontakt mit der Person hinter der Krankheit herzustellen. Obwohl durch die Krankheit verzerrt, können die Wünsche und Ängste der schizophrenen Patient:innen verstanden werden, so behauptet Tausk. Dieses Verständnis kann dazu genutzt werden, den Patient:innen zu helfen, mit der Krankheit zurechtzukommen und in die anderen verordneten Behandlungsaspekte eingebunden zu bleiben.
WILLIAM H. SLEDGE, M.D.
REFERENCE
1. Roazen P: Brother Animal. New York, Random House, 1969
Übersetzung und Anmerkung des Übersetzers nachgedruckt aus Psychoanalytic Quarterly 2:519–556, 1933, mit Genehmigung.
On the Origin of the ‘Influencing Machine’ in Schizophrenia
VICTOR TAUSK
Translation from the German by Dorian Feigenbaum
[Anmerkung des Übersetzers: Eine Übersetzung dieses Artikels 14 Jahre nach seinem Erscheinen in der Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse bedarf einer Erklärung. Victor Tausk war ein angesehener Jurist (Richter) und Journalist, bevor er Psychoanalytiker wurde. Freuds Werk fand bei Tausk eine unmittelbare Resonanz; er begann das Medizinstudium spät im Leben, um sich für die Psychoanalyse gründlicher zu rüsten. Obwohl sein tragischer Tod in seinem zweiundvierzigsten Lebensjahr (3. Juli 1919) verhinderte, dass er mehr als eine Handvoll Aufsätze beisteuerte, gehörte er zu den Pionieren um Freud in der schöpferischen Periode der Psychoanalyse während des Jahrzehnts des Weltkriegs. Seine Arbeiten umspannten eine Vielzahl von Themen, wie alkoholische Psychosen, Schizophrenie, infantile Sexualität, Kriegsneurosen sowie Psychoanalyse und Philosophie. Die letzte und wichtigste seiner Studien war Über die Entstehung des “Beeinflussungsapparates” in der Schizophrenie, vorgetragen vor der Wiener Psychoanalytischen Gesellschaft (6. Jan. 1918), diskutiert an einem dem Aufsatz gewidmeten Abend (30. Jan. 1918) und 1919 veröffentlicht.
Diese Studie ist ein Klassiker der psychoanalytischen—und psychiatrischen—Literatur, bietet eine brillante Analyse einer Wahnformation, äußert durchdringende Bemerkungen zu so grundlegenden Problemen wie Introjektion, Halluzination und Narzissmus und antizipiert Abrahams Formulierung der Libidontwicklung ebenso wie spätere Studien anderer. Der Übersetzer, ein Kommilitone im letzten Jahr der klinischen Studien an der Universität Wien, genoss eine kurze Zeit der Freundschaft mit ihm, bevor der Krieg sie trennte, und—zur damaligen Zeit der Kraepelinschen Psychiatrie zugewandt—wurde in nicht geringem Maße durch Tausks Enthusiasmus und seine brillante Darstellung der Freudschen Theorie für die Psychoanalyse gewonnen. Die Übersetzung, unternommen, um eine Lücke in der auf Englisch verfügbaren psychoanalytischen Literatur zu schließen, dient in gewissem Maß der Tilgung einer Dankesschuld gegenüber dem Autor. —D.F.]
1
Die folgenden Erwägungen beruhen auf einem Einzelbeispiel der von einem bestimmten Typus schizophrener Patient:innen beklagten ‘Beeinflussungsmaschine’. Obwohl in diesem speziellen Fall die Struktur der Maschine meines Wissens nach erheblich von allen anderen Varianten eines derartigen Apparates abweicht, ist doch zu hoffen, dass das vorliegende Beispiel dennoch psychoanalytische Einsicht in die Entstehung und den Zweck dieses wahnhaften Instruments erleichtern wird.
Mein Beispiel ist eine Variante—eine sehr seltene Variante—der typischen Beeinflussungsmaschine. Man kann selbstverständlich einwenden, es sei gewagt, aus der Untersuchung eines Einzelfalls allgemeine Schlüsse zu ziehen, und Verallgemeinerungen müssten, um wissenschaftlich gültig zu sein, auf einer größeren Materialmenge beruhen. Meine Rechtfertigung ist, dass ich einfach kein weiteres Fallmaterial gefunden habe, das meine Schlussfolgerungen stützt, und dass meines Wissens die psychiatrische Literatur keine Beschreibungen einzelner Fälle des Phänomens der Beeinflussungsmaschine enthält, die meinen Aufsatz überflüssig machen würden. Es existieren nur allgemeine Beschreibungen des Apparates, und seine regelmäßigen Merkmale und Funktionen werden lediglich als formelhafte klinische Illustrationen angegeben. Die klinische Psychiatrie, die nur an allgemeinen Beschreibungen interessiert ist, misst der Bedeutung einzelner Symptome für das Studium der Dynamik der Psychosen kein Gewicht bei. Die Psychiatrie hat bisher Herkunft, Bedeutung und Zweck eines Symptoms nicht hinreichend untersucht, weil sie die psychoanalytische Methode nicht anwendet und derartige Probleme nicht einmal postuliert. Doch ist es prinzipiell zulässig, allgemeine Schlüsse aus Ausnahmeformen zu ziehen. Varianten und Mischformen regen die Erforschung allgemeiner Typen an. Die Konformität typischer Fälle kann letztlich die Wirkung einer undurchdringlichen Schranke haben, während eine Abweichung vom Typus hingegen ein Fenster in der Mauer sein kann, durch das sich ein klarer Blick gewinnen lässt.
Abweichungen von der Regel und mehrdeutige Typen zwingen zur Annahme, dass ein gegebenes Phänomen mannigfacher Herkunft sein kann. Erst wenn ein unerwartetes Abweichen vom Gewohnten eintritt, verspürt man die Notwendigkeit, die Gleichförmigkeit zu untersuchen, die das Phänomen zuvor charakterisiert hatte oder zumindest so erschien. Die Erforschung außergewöhnlicher Ursachenfaktoren hat häufig die Untersuchung der gewöhnlich anzutreffenden stimuliert.
Es bleibt nur zu hoffen, dass das Beispiel, das den folgenden Schlussfolgerungen zugrunde gelegt wurde, sich als geeignet erweist, sie zu rechtfertigen, und dass Ursprung und Bedeutung dieses Variantenbeispiels richtig aufgefasst und formuliert wurden.
2
Die schizophrene Beeinflussungsmaschine ist eine Maschine mystischer Natur. Die Patient:innen sind nur zu vagen Andeutungen über ihre Konstruktion fähig. Sie besteht aus Kästen, Kurbeln, Hebeln, Rädern, Knöpfen, Drähten, Batterien und dergleichen. Die Patient:innen bemühen sich, den Aufbau des Apparates anhand ihres technischen Wissens zu ergründen, und es scheint, dass mit der fortschreitenden Popularisierung der Wissenschaften alle der Technik bekannten Kräfte herangezogen werden, um die Funktionsweise des Apparates zu erklären. Alle Entdeckungen der Menschheit werden jedoch als unzureichend erachtet, um die wunderbaren Kräfte dieser Maschine zu erklären, durch die die Patient:innen sich verfolgt fühlen.
Die Haupteffekte der Beeinflussungsmaschine sind die folgenden:
1. Sie lässt die Patient:innen Bilder sehen. In diesem Fall ist die Maschine im Allgemeinen eine Zauberlaterne oder ein Kinematograph. Die Bilder werden auf einer einzigen Ebene gesehen, an Wänden oder Fensterscheiben, und sind im Gegensatz zu typischen visuellen Halluzinationen nicht dreidimensional.
2. Sie erzeugt ebenso wie sie Gedanken und Gefühle entfernt—mittels Wellen oder Strahlen oder geheimnisvoller Kräfte, die das physikalische Wissen der Patient:innen nicht zu erklären vermag. In solchen Fällen wird die Maschine häufig ‘Suggestion-Apparat’ genannt. Ihre Konstruktion lässt sich nicht erklären, doch ihre Funktion besteht in der Übertragung oder dem ‘Ableiten’ von Gedanken und Gefühlen durch einen oder mehrere Verfolger.
3. Sie erzeugt motorische Phänomene im Körper, Erektionen und Samenabgänge, die den Zweck haben, dem Patienten seine männliche Potenz zu nehmen und ihn zu schwächen. Dies geschieht entweder mittels Suggestion oder durch Luftströme, Elektrizität, Magnetismus oder Röntgenstrahlen.
4. Sie erzeugt Empfindungen, die teils nicht beschrieben werden können, weil sie den Patient:innen selbst fremd sind, teils als elektrisch, magnetisch oder durch Luftströme bedingt empfunden werden.
5. Sie ist auch für andere Vorkommnisse im Körper der Patient:innen verantwortlich, wie Hautausschläge, Abszesse und andere pathologische Prozesse.
Die Maschine dient dazu, die Patient:innen zu verfolgen, und wird von Feinden bedient. Meines Wissens sind letztere ausschließlich männlichen Geschlechts. Es handelt sich überwiegend um Ärzte, von denen die Patient:innen behandelt wurden. Die Handhabung des Apparates ist ebenfalls unklar; die Patient:innen haben selten eine klare Vorstellung von seiner Bedienung. Knöpfe werden gedrückt, Hebel in Bewegung gesetzt, Kurbeln gedreht. Die Verbindung zu den Patient:innen wird oft mittels unsichtbarer Drähte hergestellt, die in ihr Bett führen; in diesem Fall werden die Patient:innen nur dann von der Maschine beeinflusst, wenn sie im Bett liegen.
Bemerkenswert ist jedoch, dass eine große Zahl von Patient:innen all diese Beschwerden äußert, ohne sie dem Einfluss einer Maschine zuzuschreiben. Viele Patient:innen halten die Ursache all dieser fremden oder feindlichen Empfindungen physischer oder psychischer Veränderung schlicht für einen äußeren geistigen Einfluss, Suggestion oder telepathische Kraft, die von Feinden ausgeht. Meine eigenen Beobachtungen und die anderer Autor:innen lassen keinen Zweifel daran, dass diesen Beschwerden das Symptom des Beeinflussungsapparates vorausgeht und dass letzteres eine nachträgliche pathologische Entwicklung ist. Sein Auftreten, wie viele Beobachter:innen feststellen, dient dem Zweck, eine Erklärung für die pathologischen Veränderungen zu liefern, die als fremd und schmerzlich empfunden werden und das Gefühlsleben und die Empfindungen der Patient:innen beherrschen.
Nach dieser Auffassung entspringt die Idee der Beeinflussungsmaschine dem dem Menschen innewohnenden Bedürfnis nach Kausalität; und dasselbe Bedürfnis nach Kausalität wird wahrscheinlich auch die Verfolger erklären, die nicht über das Medium eines Apparates, sondern lediglich durch Suggestion oder Telepathie handeln. Die klinische Psychiatrie erklärt das Symptom einer Beeinflussungsmaschine als analog den Verfolgungsideen in der Paranoia (von denen bekannt ist, dass der Patient sie erfindet, um seine Größenideen zu rechtfertigen) und nennt es ‘paranoia somatica’.
Es gibt jedoch eine Patient:innengruppe, die gänzlich auf jede Befriedigung des Kausalitätsbedürfnisses verzichtet und einfach über Gefühlsveränderungen und seltsame Erscheinungen innerhalb der physischen und psychischen Persönlichkeit klagt, ohne das Eingreifen einer fremden oder feindlichen Macht. Von einigen Patient:innen wird ausdrücklich erklärt, ihre Visionen seien ihnen in keiner Weise aufgedrängt, sondern sie sähen sie zu ihrer großen Verwunderung einfach. Es treten auch andere seltsame Empfindungen auf, bei denen es keinen Hinweis auf einen Urheber gibt, insbesondere etwa die Klage über einen Verlust oder eine Veränderung von Gedanken und Gefühlen, ohne dass die Gedanken oder Gefühle ihnen ‘abgeleitet’ oder ‘aufgepfropft’ würden; ähnlicher Natur sind Klagen über eine Veränderung der Empfindungen in der Haut, im Gesicht und in den Extremitäten. Diese Patient:innengruppe klagt nicht über Einflüsse, die von einer fremden, feindlichen Kraft ausgehen, sondern über ein Gefühl innerer Entfremdung. Sie werden sich selbst fremd, verstehen sich nicht mehr: Gliedmaßen, Gesicht, Gesichtsausdruck, Gedanken und Gefühle sind entfremdet. Diese Symptome gehören eindeutig zu einer Frühphase der Dementia praecox, obgleich sie auch in fortgeschrittenen Stadien beobachtet werden können.
In einigen Fällen lässt sich mit Sicherheit, in anderen mit hoher Wahrscheinlichkeit feststellen, dass das Verfolgungsgefühl aus den Veränderungsempfindungen hervorgeht, die von einem Entfremdungsgefühl begleitet sind. Diese Verfolgungsgefühle werden einer fremden, personalen Einwirkung, ‘Suggestion’ oder ‘telepathischem Einfluss’ zugeschrieben. In anderen Fällen lassen sich die Verfolgungs- oder Einflussideen in den Aufbau eines Beeinflussungsapparates eintreten sehen. Es ist daher anzunehmen, dass der Beeinflussungsapparat das Endstadium in der Entwicklung des Symptoms darstellt, das mit einfachen Veränderungsempfindungen begann. Ich glaube nicht, dass bisher die gesamte Abfolge in der Entwicklung des Symptoms vollständig an einem einzigen Fall studiert werden konnte. Ich habe jedoch den Zusammenhang zwischen zumindest zwei Stadien beobachtet (wovon ich später ein Beispiel bringen werde), und ich zögere nicht zu behaupten, dass es unter besonders günstigen Umständen möglich sein mag, die gesamte Reihe der Entwicklungsstadien bei einer einzelnen Patient:in zu beobachten. Derzeit befinde ich mich in der Lage des Plasmodienbeobachters, der verschiedene pathologische Formen in den Blutzellen als Entwicklungsstadien eines kontinuierlichen Wachstumszyklus notiert, obwohl er in keinem einzelnen Blutkörperchen mehr als eine einzige Phase zu beobachten vermag.
Die Erkenntnis der verschiedenen Symptome als Stadien eines einheitlichen Entwicklungsprozesses wird nicht nur durch ungenaue Beobachtung erschwert, sondern auch durch andere Faktoren. Die Patient:innen verbergen einzelne Stadien hinter sekundären und korrelativen Symptomen—jeweils gemäß ihrer krankhaften Disposition. Gefühlsveränderungen werden durch eine gleichzeitig oder nachfolgend entstehende Psychose oder Neurose eines anderen klinischen Formenkreises überdeckt, etwa Depression, Manie, Paranoia, Zwangsneurose, Angsthysterie oder Amentia; und diese klinischen Bilder, die in den Vordergrund treten, verbergen dem Beobachter die subtileren Elemente in der Entwicklung des Beziehungswahns. Es ist außerdem sehr wahrscheinlich, dass in vielen Fällen nicht jedes Entwicklungsstadium ins Bewusstsein gelangt und dass das eine oder andere Stadium unbewusst abläuft und somit Lücken in der bewussten Psyche hinterlässt. Schließlich mögen je nach Schnelligkeit des pathologischen Prozesses und je nach individueller Disposition manche Stadien überhaupt fehlen.
Beziehungsideen in der Schizophrenie entwickeln sich gleichermaßen mit oder ohne Beeinflussungsapparat. In nur einem Fall konnte ich elektrische Ströme in Abwesenheit des Beeinflussungsapparates beobachten, dem diese üblicherweise zugeschrieben werden—ja in Abwesenheit jeglicher feindlicher Mächte überhaupt.
Diese Beobachtung wurde bei einem vierunddreißigjährigen Mann gemacht, Josef H., der in seinem Leben in häufigen Abständen Insassen von Irrenanstalten war. Er verspürte elektrische Ströme, die durch ihn hindurchflossen und über seine Beine in die Erde eintraten; er erzeugte den Strom in sich selbst und erklärte mit Stolz, das sei seine Kraft! Wie und zu welchem Zweck er dies tat, weigerte er sich offenzulegen. Als er diese Ströme zum ersten Mal in sich entdeckte, war er (wie er zugab) etwas erstaunt, doch er gelangte bald zu der Auffassung, dass diese Erscheinung eine besondere Bedeutung habe—dass die Ströme einem geheimnisvollen Zweck dienten, über den er jede Auskunft verweigerte.
Ich werde nun ein weiteres Beispiel anführen, einen singulären Fall von paranoia somatica, der, wie später zu sehen sein wird, eine eigene Bedeutung für die Untermauerung des von mir angenommenen Entwicklungsprozesses hat. Dasselbe Beispiel wurde bereits von Freud in einem anderen Zusammenhang angeführt. Fräulein Emma A. fühlte sich auf eigentümliche Weise von ihrem Geliebten beeinflusst; sie behauptete, ihre Augen seien nicht mehr richtig in ihrem Kopf platziert, sondern völlig aus der Lage gedreht, und dies schrieb sie der Tatsache zu, dass ihr Geliebter ein böser, trügerischer Mensch sei, der Augen verdrehe. Eines Tages in der Kirche verspürte sie plötzlich einen Stoß, als ob sie von ihrem Platz bewegt würde, was seine Ursache darin hatte, dass ihr Geliebter sich verkleidete, und dass er sie bereits verdorben und so böse gemacht habe wie sich selbst.
Diese Patientin fühlte sich nicht bloß verfolgt und beeinflusst; in ihrem Fall handelte es sich um ein Beeinflusstwerden durch Identifikation mit dem Verfolger. Berücksichtigen wir die von Freud und mir vertretene Auffassung, dass beim Objektwahlvorgang der Mechanismus der Identifikation der eigentlichen Besetzung mittels Projektion vorausgeht, so können wir den Fall der Frl. Emma A. als das Stadium in der Entwicklung des Beziehungswahns betrachten, das der Projektion (nämlich auf einen fernen Verfolger in der Außenwelt) vorangeht. Die Identifikation ist offenkundig ein Versuch, die Empfindungen der inneren Veränderung auf die Außenwelt zu projizieren. Sie bildet eine Brücke zwischen dem Gefühl einer inneren Veränderung ohne äußere Ursache und der Zuschreibung dieser Veränderungen an die Macht einer äußeren Person, eine Art Zwischenstellung zwischen dem Gefühl der Selbstentfremdung und dem Beziehungswahn. Dies rundet den Begriff der Entwicklung des Symptoms insbesondere gut ab und untermauert ihn psychoanalytisch, bis hin zu seiner Kristallisation in der Beeinflussungsmaschine. Wir haben es hier mit der Entdeckung oder vielmehr der Erfindung eines feindseligen Objekts zu tun; für den intellektuellen Prozess ist es jedoch gleichgültig, ob die beobachteten Objekte feindlich oder freundlich sind, und der Psychoanalytiker wird zumindest gewiss nichts dagegen haben, in diesem Fall Liebe und Hass gleichzusetzen. Unter den Beispielen, die für die verschiedenen Formen oder Stadien des Beziehungswahns angeführt werden können, sei der Fall Staudenmayer erwähnt (dessen Autobiographie vor einigen Jahren in der Wiener Psychoanalytischen Gesellschaft vorgestellt wurde). Staudenmayer—der, wenn ich mich nicht irre, für paranoid erklärt wurde und jedenfalls von mir als solcher betrachtet wird—beschrieb seine Empfindungen während seiner Stuhlentleerungen vom Beginn der Bewegung bis zu ihrem Abschluss und schrieb jede einzelne peristaltische Bewegung, deren er sich bewusst wurde, der Tätigkeit besonderer Dämonen zu, die angeblich im Darm lokalisiert seien und mit der Ausführung jeder einzelnen Bewegung betraut wurden.
Wir können nun die Phänomene zusammenfassen und schematisch beschreiben, die in manchen Fällen vom Beeinflussungsapparat hervorgerufen zu werden scheinen und in anderen Fällen ohne ihn auftreten.
1. Wir verzeichnen zunächst einfache Empfindungen innerer Veränderung, anfangs ohne, später begleitet von einem Entfremdungsgefühl, ohne Bewusstsein eines Urhebers. Die Empfindungen betreffen Veränderungen der psychischen und physischen Funktionen in verschiedenen Teilen des eigenen Körpers. In vielen Fällen tritt dieses Krankheitsstadium vermutlich in sehr frühem Alter auf, vor der Pubertät. Da in diesem Alter keine genauen Berichte über innere Zustände zu erlangen sind und da zudem pathologische Veränderungen nicht selten durch kindliche Charaktereigentümlichkeiten wie Ungezogenheit, Aggressivität, verborgene Phantasien, Masturbation, Zurückgezogenheit, Stumpfheit und dergleichen kompensiert werden, bleibt dieses Stadium entweder unerkannt oder wird falsch benannt. Erst in der Pubertät, wenn vom Individuum besondere Anpassungen an die Umwelt verlangt werden und es gezwungen ist, alle groben Ausdrucksformen seiner Abnormität aufzugeben, tritt die Krankheit an die Oberfläche; zu diesem Zeitpunkt wird auch die weitere Entwicklung der Symptome angeregt.
2. Gefühle innerer Veränderung in Form abnormer Empfindungen, bei Bewusstsein eines Urhebers, in diesem Fall der Patient selbst (Fall Josef H.).
3. Gefühle innerer Veränderung bei Bewusstsein eines Urhebers, der, obwohl im Patienten vorhanden, dennoch nicht der Patient selbst ist (Fall Staudenmayer).
4. Gefühle innerer Veränderung bei halluzinatorischer Projektion des inneren Geschehens in die Außenwelt, ohne Bewusstsein eines Urhebers; zunächst sind Entfremdungsgefühle nicht vorhanden, treten aber später auf (Bildersehen).
5. Gefühle innerer Veränderung bei Bewusstsein eines äußeren Urhebers infolge von Identifikation (Fall Emma A.).
6. Gefühle innerer Veränderung bei Projektion des inneren Geschehens in die Außenwelt und Glaube an einen durch den paranoiden Mechanismus hervorgebrachten Urheber (Bilderhervorrufen, Beeinflussung durch Suggestion, Hypnotismus, Elektrizität, Hervorbringen oder Ableiten von Gedanken und Gefühlen, Hervorrufen körperlicher Bewegungen, Schwächung der Potenz, Hervorbringen von Erektion, Samenabgängen usw.).
7. Gefühle innerer Veränderung, die der Wirkung des von Feinden bedienten Beeinflussungsapparates zugeschrieben werden. Zunächst sind die Feinde dem Patienten gewöhnlich unbekannt und von ihm nur undeutlich wahrgenommen; später vermag er sie zu erkennen, weiß, wer sie sind, und erweitert ihren Kreis nach dem Muster der paranoiden Verschwörung. Ebenso ist der Patient anfangs völlig unfähig, die Konstruktion des Beeinflussungsapparates zu erklären, macht sich jedoch allmählich mit ihr vertraut.
Nachdem das Verhältnis zwischen Beziehungswahnideen und dem Beeinflussungsapparat geklärt ist, können wir zur Untersuchung des letzteren ohne Bezugnahme auf seine Wirkungen übergehen.
Die Zauberlaterne, die Bilder erzeugt, braucht nicht erörtert zu werden, weil ihre Struktur vollkommen mit der ihr zugeschriebenen Funktion harmoniert und weil sie keinen Urteilsfehler erkennen lässt außer dem ihrer Nichtexistenz. Dieses rationale Oberbauwerk ist völlig undurchdringlich. Wir müssen von vornherein weniger solide gebaute Strukturen verwenden, deren Wände Lücken aufweisen, durch die man ins Innere blicken kann.
(a) Die gewöhnliche Beeinflussungsmaschine hat eine sehr dunkle Konstruktion; große Teile von ihr sind völlig unvorstellbar. In Fällen, in denen der Patient glaubt, die Konstruktion des Apparates gut zu verstehen, ist offensichtlich, dass dieses Gefühl bestenfalls dem eines Träumenden analog ist, der das Gefühl des Verstehens hat, das Verstehen selbst jedoch nicht besitzt. Diese Eigenschaft lässt sich jedes Mal feststellen, wenn vom Patienten eine genaue Beschreibung des Apparates verlangt wird.
(b) Der Apparat ist, soweit ich weiß, immer eine Maschine; und eine sehr komplizierte.
Der Psychoanalytiker kann keinen Augenblick daran zweifeln, dass diese Maschine ein Symbol sein muss—eine Ansicht, die Freud kürzlich in einer seiner Vorlesungen betont hat, in der er erklärte, dass die in Träumen auftretenden komplizierten Maschinen stets die Genitalien darstellen. Nachdem ich Maschinenträume über lange Zeit analysierend untersucht habe, kann ich Freuds Aussage voll bestätigen; ich kann zudem hinzufügen, dass die Maschinen stets für die eigenen Genitalien der Träumenden stehen und dass die Träume von masturbatorischem Charakter sind. Ferner kann ich feststellen, dass es sich dabei um Träume der Flucht handelt, von der Art, die ich in meiner Arbeit über das alkoholische Delir beschrieben habe. In dieser Arbeit wird gezeigt, dass immer dann, wenn ein Drang zur Masturbation, genauer eine Bereitschaft zur Samenejakulation, zu einer Traumphantasie führt, die der Entladung günstig ist, eilends eine andere Phantasie substituiert wird, mittels derer momentweise ein neuer Hemmungszustand herbeigeführt wird und die Samenejakulation erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht wird. Der Traum reagiert auf den verworfenen Entladungswunsch mit sukzessiver Änderung der Symbole.
Der Maschinentraum besitzt einen analogen Mechanismus, nur dass die Einführung einzelner Maschinenteile nicht von einem gleichzeitigen Verschwinden derjenigen anderen Teile begleitet ist, für die sie substituiert werden; die neuen Teile werden vielmehr einfach den alten hinzugefügt. So entsteht die hoffnungslos komplexe Maschine. Um die Hemmung zu verstärken, ist das Symbol kompliziert gemacht worden, statt durch ein anderes verdrängt zu werden; das Ergebnis ist jedoch dasselbe. Jede Komplexität richtet die Aufmerksamkeit des Träumenden auf sich selbst, erregt sein intellektuelles Interesse, schwächt wechselseitig sein libidinöses Interesse und bewirkt auf diese Weise Triebhemmung.
Bei Maschinenträumen erwacht der Träumende mehr als nur häufig mit der Hand an den Genitalien, nachdem er vom Manipulieren der Maschine geträumt hat. Es darf daher angenommen werden, dass der Beeinflussungsapparat eine Projektion der Genitalien des Patienten in die Außenwelt darstellt, analog in seiner Entstehung der Maschine im Traum. Die häufige Klage des Schizophrenen, der Apparat verursache Erektionen, leite Samen ab und schwäche die Potenz, bestätigt diese Ansicht nur. Jedenfalls ist die Analogie des Symptoms zu einer Traumproduktion wie auch die Zugänglichkeit des Symptoms für die psychoanalytische Traumdeutung ein Schritt über die Rationalisierungen und das Kausalitätsverlangen hinaus, die der üblichen klinischen Interpretation der Beeinflussungsmaschine in der Schizophrenie zugrunde liegen. Ich kann nun mein Beispiel vorlegen, das unsere Hypothese nicht nur stützen, sondern sie wesentlich erweitern wird.
Die Patientin ist Fräulein Natalija A., einunddreißig Jahre alt, ehemals Philosophiestudentin. Sie ist seit sehr vielen Jahren infolge eines Ohrenulkus vollständig taub und kann sich nur mittels Schreiben verständlich machen. Sie erklärt, seit sechseinhalb Jahren unter dem Einfluss einer in Berlin hergestellten elektrischen Maschine zu stehen, obwohl der Gebrauch dieser Maschine von der Polizei verboten sei. Sie hat die Form eines menschlichen Körpers, ja, die Form der Patientin selbst, wenn auch nicht in allen Einzelheiten. Ihre Mutter, ebenso wie die männlichen und weiblichen Freunde der Patientin, stehen ebenfalls unter dem Einfluss dieser Maschine oder ähnlicher Maschinen. Über letztere gibt sie keine Erklärung, sondern beschreibt nur den Apparat, dem sie selbst unterworfen ist. Sie ist sicher, dass es für Männer eine männliche Maschine gibt, die die männliche Form repräsentiert, und für Frauen eine weibliche. Der Rumpf (Torso) hat die Form eines Deckels, ähnlich dem Deckel eines Sarges, und ist mit Seide oder Samt ausgekleidet. Hinsichtlich der Gliedmaßen werden zwei bedeutsame Erklärungen gegeben. Beim ersten Interview beschrieb sie sie als völlig natürliche Körperteile. Einige Wochen später lagen diese Gliedmaßen nicht mehr in natürlicher Form auf dem Sargdeckel, sondern waren lediglich zweidimensional darauf gezeichnet, in der Lage, die sie im natürlichen Zustand des Körpers einnehmen würden. Den Kopf kann sie nicht sehen—sie sagt, sie sei sich dessen nicht sicher und wisse nicht, ob die Maschine ihren eigenen Kopf trage. Über den Kopf hat sie praktisch nichts zu berichten. Die Patientin weiß nicht genau, wie diese Maschine zu handhaben ist, ebenso wenig weiß sie, wie sie mit ihr verbunden ist; sie meint jedoch vage, es geschehe mittels Telepathie. Das hervorstechende Faktum an der Maschine ist, dass sie von jemandem in bestimmter Weise manipuliert wird, und alles, was ihr widerfährt, geschieht auch der Patientin. Wenn jemand diese Maschine schlägt, fühlt sie den Schlag an der entsprechenden Stelle ihres eigenen Körpers. Das derzeit an ihrer Nase befindliche Ulkus (Lupus) wurde zuerst an der Nase der Maschine erzeugt, und einige Zeit später wurde die Patientin selbst davon befallen. Die inneren Teile der Maschine bestehen aus elektrischen Batterien, die die inneren Organe des menschlichen Körpers darstellen sollen. Diejenigen, die die Maschine handhaben, erzeugen in ihrer Nase eine schleimige Substanz, widerliche Gerüche, Träume, Gedanken, Gefühle und stören sie beim Denken, Lesen oder Schreiben. In einem früheren Stadium wurden durch Manipulation der Genitalien der Maschine sexuelle Empfindungen in ihr hervorgerufen; nunmehr besitzt die Maschine jedoch keine Genitalien mehr, doch warum oder wie sie verschwunden sind, kann sie nicht sagen. Seit die Maschine ihre Genitalien verloren hat, erlebt die Patientin keine sexuellen Empfindungen mehr.
Mit dem Apparat, von dem sie zuvor gehört hatte, wurde sie durch allerlei Vorkommnisse vertraut, insbesondere durch Gespräche unter Menschen, das heißt durch akustische Halluzinationen. Der Mann, der den Apparat benutzt, um sie zu verfolgen—ihr abgewiesener Verehrer, ein Universitätsprofessor—, wird von Eifersucht angetrieben. Sehr bald, nachdem sie seine Werbung zurückgewiesen hatte, fühlte sie, dass er mittels Suggestion zu erreichen versuche, dass zwischen seiner Schwägerin, ihrer Mutter und ihr eine Freundschaft entstehe, wobei sein offenkundiger Zweck war, durch diesen Einfluss sie zur Annahme seiner Person zu bewegen. Als jedoch die Suggestion scheiterte, unterwarf er sie dem Einfluss der Maschine; nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Mutter, ihre Ärzte, ihre Freunde, alle, denen an ihrem Wohlergehen gelegen war, gerieten unter den Einfluss dieses teuflischen Apparats, mit der Folge, dass die Ärzte ihr eine falsche Diagnose stellten, indem der Apparat sie dazu verleitete, andere Leiden zu diagnostizieren als diejenigen, an denen sie litt. Sie konnte mit ihren Freundinnen und Verwandten nicht mehr auskommen, erregte jedermanns Feindseligkeit und fühlte sich gezwungen, davonzulaufen. Weitere Einzelheiten waren von der Patientin nicht zu erhalten. Bei ihrem dritten Besuch wurde sie unzugänglich und äußerte lediglich, dass auch der Analytiker unter dem Einfluss des Apparates stehe, dass er ihr gegenüber feindselig geworden sei und dass sie einander nicht länger verstehen könnten.
Dieser Fall liefert einen bestimmten Grund zu der Annahme, dass die Beeinflussungsmaschine ein Stadium in der Entwicklung eines Symptoms darstellt, das auch ohne dieses Stadium als Beziehungswahn auftreten kann. Die Patientin erklärte klar, dass ihr Verfolger erst dann auf den Apparat zurückgegriffen habe, als sein Versuch, sie mittels Suggestion zu beeinflussen, gescheitert war. Aufschlussreich ist auch die Tatsache, dass sie zuvor von der Maschine gehört zu haben scheint. Diese vage Wiedererkennung weckte in der Patientin offenbar alte, vertraute Empfindungen, die sie schon erlebt hatte, bevor sie dem Apparat unterworfen wurde; dies ist analog der bekannten Tatsache, dass Verliebte das Gefühl haben, den Geliebten immer schon gekannt zu haben—tatsächlich entdecken sie lediglich eines ihrer alten libidinösen Imagos wieder. Wir werden später hören, wie fern in der Vergangenheit sie erstmals Empfindungen erlebt hatte, die denen durch den Beeinflussungsapparat hervorgerufenen ähnlich waren.
Die eigentümliche Konstruktion der Maschine stützt unsere Annahmen in hohem Maße, insbesondere hinsichtlich der Bedeutung der Maschine als projiziertes Symbol der Genitalien. Wir können hinzufügen, dass der Apparat nicht nur die Genitalien der Patientin, sondern offenkundig ihre ganze Person repräsentiert. Er stellt die Projektion des Körpers der Patientin in die Außenwelt dar. Zumindest lassen sich aus dem Bericht der Patientin unumstößlich folgende Ergebnisse gewinnen: Der Apparat zeichnet sich vor allem durch seine menschliche Form aus, die trotz vieler nichtmenschlicher Eigenschaften leicht erkennbar ist. Der Form nach ähnelt er der Patientin selbst, und sie empfindet alle an dem Apparat vorgenommenen Manipulationen an der entsprechenden Stelle ihres eigenen Körpers und in derselben Weise. Sämtliche Wirkungen und Veränderungen, die der Apparat erfährt, vollziehen sich gleichzeitig im Körper der Patientin und umgekehrt. So verliert der Apparat seine Genitalien, nachdem die Patientin ihre genitalen Empfindungen verloren hat; er hatte Genitalien so lange, wie ihre genitalen Empfindungen angedauert hatten.
Wendet man auf diesen Fall die Technik der Traumdeutung an, so kann man sagen, dass die Unfähigkeit der Patientin, irgendeine detaillierte Beschreibung des Kopfes des Apparats zu geben, und insbesondere ihre Unfähigkeit zu entscheiden, ob es ihr eigener Kopf war oder nicht, den schlüssigen Beweis liefert, dass es ihr eigener Kopf ist. Wir wissen aus analytischen Beobachtungen, dass die im Traum nicht erkannte Person tatsächlich der Träumer selbst ist. In meiner Analyse des ‘Kliniktraums’ zeigte sich deutlich, dass die Träumende sich selbst meinte, als sie von einer Person träumte, deren Kopf sie nicht sehen konnte.
Ein weiteres Detail in der Beschreibung des Apparats—nämlich dass der Deckel mit Seide oder Samt ausgeschlagen ist—kann diese Auffassung stützen. Frauen beschreiben sehr häufig in dieser Weise die Empfindungen, die durch das Streicheln der eigenen Haut hervorgerufen werden. Dass die Eingeweide in Form von Batterien erscheinen, ist hier nur von geringer Bedeutung, obwohl es später eine tiefere Bedeutung annehmen wird. Diese oberflächliche Interpretation lässt sich mit der den Schulkindern direkt oder indirekt gegebenen Auskunft verbinden, die Eingeweide glichen einer sehr komplizierten Maschine. In unserem Fall scheint die Tendenz zu einer wörtlichen Interpretation dieser kindlichen Vorstellung zu gehen. Dieser Schluss hinsichtlich ihrer Ontogenese wird mithilfe der von der Patientin gegebenen Beschreibung ihres Beeinflussungsapparates gewonnen.
Zu Beginn berichtete die Patientin, die Gliedmaßen des Apparats erschienen in natürlicher Form und Lage. Einige Wochen später erklärte sie, die Gliedmaßen seien auf den Deckel gezeichnet. Dies ist offenkundig ein Ausdruck der fortschreitenden Verzerrung, der der Apparat unterliegt, der folglich schließlich alle menschlichen Eigenschaften verliert und zu einer typischen, unverständlichen Beeinflussungsmaschine wird. Zuerst werden in diesem Prozess die Genitalien, dann die Gliedmaßen eliminiert. Die Patientin ist freilich nicht in der Lage zu berichten, wie die Genitalien entfernt werden. Sie gibt jedoch an, dass die Gliedmaßen in folgender Weise entfernt werden: Sie verlieren ihre dreidimensionale menschliche Form und flachen zu einer zweidimensionalen Ebene ab. Es wäre nicht überraschend gewesen, wenn die Patientin nach Ablauf einiger Wochen erklärt hätte, der Apparat besitze überhaupt keine Gliedmaßen mehr. Ebenso wenig wäre es erstaunlich gewesen, hätte sie erklärt, der Apparat habe niemals Gliedmaßen besessen. Die Unfähigkeit, die Entwicklungsstadien des Apparats zu erinnern, hat offenkundig die gleiche Bedeutung wie das Vergessen des Ursprungs von Traumbildern. Es ist kein allzu kühner Schluss, dass der Sargdeckel der Maschine ein Produkt solcher sukzessiven Verzerrungen ist und dass er ursprünglich einen Menschen dargestellt hatte—nämlich die Patientin selbst.
Die psychoanalytische Erfahrung bringt die ursächlichen Faktoren solcher Verzerrung ans Licht. Jeder Verzerrung eines psychischen Phänomens liegt ein Abwehrmechanismus zugrunde, der zum Ziel hat, das bewusste Ich gegen das Auftreten oder Wiederauftreten unverhüllter Phantasien zu schützen. Die Patientin sucht offenkundig, sich selbst in der Beeinflussungsmaschine nicht zu erkennen, und entkleidet sie daher zu ihrem Selbstschutz aller menschlichen Züge; mit einem Wort: je weniger menschlich das Erscheinungsbild des Wahns, desto weniger erkennt sie sich darin. Der Ursprung dieser Zurückweisung wird später untersucht werden.
Als mir die Beeinflussungsmaschine der Fräulein Natalija A. zuerst bekannt wurde, befand sie sich in einem besonderen Entwicklungsstadium; zudem hatte ich das Glück, die Maschine im Entwicklungsprozess hinsichtlich der Gliedmaßen zu beobachten und von der Patientin selbst genaue Auskünfte bezüglich der Genitalien zu erhalten. Ich nehme an, dass dieser Prozess mit der Hervorbringung des klinisch beobachteten typischen Beeinflussungsapparates enden wird, kann jedoch nicht behaupten, dass dieser Apparat alle Entwicklungsstadien bis zum Ende durchlaufen wird. Es ist sehr wohl möglich, dass er in einer mittleren Position stehenbleibt, ohne weiter fortzuschreiten.
3
Inzwischen können wir eine zweite Hypothese erwägen, die sich dem Leser vielleicht aufgedrängt hat. Es muss in Betracht gezogen werden, dass ungeachtet all dessen, was oben gesagt wurde, die Beeinflussungsmaschine der Fräulein Natalija A. lediglich eine unerklärliche Ausnahme von der allgemeinen Regel sein könnte. Die komplexe, unverständliche Maschine, wie sie von anderen Patienten phantastisch beschrieben und gedeutet wird, müsste vielleicht zuerst untersucht und definiert werden, bevor eine Erklärung der Beeinflussungsmaschine der Frl. N. unternommen werden könnte. Mangels anderen greifbaren Materials zur Untermauerung unserer Hypothese außer dem Maschinentraum werden wir mit der Annahme beginnen, dass der Beeinflussungsapparat eine Projektion der Genitalien des Patienten ist. Indem ich diese zweite Hypothese neben oder anstelle der ersten vorbringe, ist mir bewusst, wie viel Nachsicht dem Leser abverlangt wird, und es würde mich nicht überraschen, wenn mir Leichtfertigkeit oder Taschenspielerei vorgeworfen würde. Ich selbst war unangenehm überrascht festzustellen, dass diese zweite Hypothese wahrscheinlich ebenso gültig war wie die erste und dass infolgedessen beide unwahrscheinlich oder wertlos wurden, da ihr Inhalt verschieden ist und jede zu einer ganz anderen Theorie führt. Glücklicherweise drängt sich eine weitere Theorie auf, die beide Deutungen des Beeinflussungsapparates unmittelbar in Einklang bringt. Auf dieses Problem wird gegen Ende dieser Arbeit noch einmal eingegangen.
Die Aufmerksamkeit kann nun auf ein Symptom der Schizophrenie gelenkt werden, das ich ‘Verlust der Ichgrenzen’ genannt habe. Dieses Symptom ist die Klage, ‘alle’ kennten die Gedanken des Patienten, seine Gedanken seien nicht in seinem eigenen Kopf eingeschlossen, sondern über die Welt ausgebreitet und träten gleichzeitig in den Köpfen aller Menschen auf. Der Patient scheint nicht mehr zu erkennen, dass er eine gesonderte psychische Einheit ist, ein Ich mit individuellen Grenzen. Eine sechzehnjährige Patientin in der Klinik Wagner-Jauregg brach in lustiges Lachen aus, sooft man sie nach ihren Gedanken fragte. Die Katamnesis ergab, dass sie lange Zeit beim Befragtwerden geglaubt hatte, ich hätte gescherzt; sie wusste, dass mir ihre Gedanken bekannt sein mussten, da sie zur gleichen Zeit in meinem eigenen Kopf auftraten.
Dieses kindliche Denkstadium ist uns vertraut, in dem der starke Glaube besteht, andere wüssten um die Gedanken des Kindes. Bis es dem Kind gelungen ist, seine erste Lüge zu sagen, sollen die Eltern alles wissen, selbst seine geheimsten Gedanken. Später kann, für den Fall, dass das Kind beim Lügen ertappt wird, diese Vorstellung erneut entstehen, nun hervorgerufen durch das Schuldgefühl. Das Streben nach dem Recht auf Geheimnisse, von denen die Eltern ausgeschlossen sind, ist einer der stärksten Faktoren bei der Bildung des Ichs, insbesondere bei der Etablierung und Durchsetzung des eigenen Willens. Das in dem oben erwähnten Fall beobachtete Entwicklungsstadium fällt in diese Periode, in der das Kind dieses Recht auf Privatheit noch nicht empfindet und noch nicht daran zweifelt, dass die Eltern und Erzieher alles wissen.
Das Symptom mit dem Inhalt, dass ‘Gedanken ihnen gegeben werden’, leiten die Patienten nachträglich aus ihrem Glauben ab, dass andere ihre Gedanken kennen. Dies ist auf die kindlichen Eindrücke zurückzuführen, die in einer früheren Lebensperiode ihren Ursprung haben, als das Kind noch nichts durch eigene Anstrengung weiß, sondern alles Wissen von anderen erhält: wie es seine Gliedmaßen gebrauchen soll, seine Sprache, seine Gedanken. In jener Zeit wird dem Kind alles ‘gegeben’, alle Freude und aller Kummer, und es ist schwer zu beurteilen, welchen Anteil das Kind selbst an seinen Leistungen hat. Die plötzliche Entdeckung, dass es imstande ist, eine Aufgabe ohne Hilfe anderer zu bewältigen, wird vom Kind mit großer Überraschung und Erregung begrüßt. Es ist daher wahrscheinlich, dass dieses Symptom eine Regression auf eben diese Phase der frühen Kindheit darstellt. Aber diese spezielle Periode der Kindheit stellt ein Problem: Wie weit reicht sie zurück? Was bewirkt die Bildung des Ichs und, als Reaktion auf die Außenwelt, die Ichgrenzen, und was ruft die Erkenntnis von Individualität, vom Selbst, als einer gesonderten psychischen Einheit hervor?
Theoretisch können wir nicht annehmen, dass das Ich früher Gestalt anzunehmen beginnt als zur Zeit des Objektfindens. Letzteres kommt mit Befriedigung und Versagung triebhafter Regungen, während ein Bewusstsein von der Außenwelt, unabhängig von den Trieben und Wünschen des Säuglings, sich erst allmählich herausbildet. Es ist kaum möglich, dass die Sexualtriebe einen größeren Einfluss auf die Entwicklung dieses Bewusstseins haben sollten als der Ernährungsdrang. Gewiss werden die Sexualtriebe bald eine besondere Bedeutung annehmen, die nicht unterschätzt werden darf. Doch vorerst ist festzuhalten, dass es ein Stadium gibt, in dem keine Objekte der Außenwelt existieren und daher keine Erkenntnis, dass man ein Ich hat. In dieser Periode existieren dennoch Wünsche und Triebe, und es ist ein spezifischer Drang festzustellen, über alles, was die Geschlechtsorgane reizt, Herrschaft zu erlangen. Das Entwicklungsstadium, das dem Stadium des Objektfindens vorausgeht, ist als das der Identifikation erkannt worden. Dies ergab sich aus der Analyse von Neurotikern, bei denen sich die Unfähigkeit, Besitz von Lustobjekten zu ergreifen oder Lustziele zu erreichen, als auf ihre Identifikation mit den Objekten beruhend herausstellte. Der Neurotiker steht selbst für das, was ihn in der Außenwelt anzieht; er hat seinen Weg in die Außenwelt nicht gefunden und ist daher unfähig, in seinen verkümmerten, ausschließlich libidinösen Beziehungen ein adäquates Ich zu entwickeln. Diese eigentümliche Organisation der Libido ist als narzisstisch bezeichnet worden. Die Libido ist in solchen Fällen auf die eigene Persönlichkeit des Neurotikers gerichtet; sie haftet an seinem eigenen Ich und nicht an den Objekten der Außenwelt. Beobachtungen und theoretische Erwägungen, insbesondere die Freuds, haben zu der Annahme geführt, dass diese Libidoorganisation den Beginn der psychischen Entwicklung charakterisiert, die ‘objektlose’ Periode, und dass jedenfalls diese Libidoorganisation als Korrelat, wenn nicht als Ursache der ‘Objektlosigkeit’ zu betrachten ist. Diese Organisation der Libido entspricht auch dem Stadium der intellektuellen Entwicklung, in dem der Mensch alle Sinnesreize, die er empfängt, als endogen und immanent auffasst. In diesem Entwicklungsstadium nimmt die Psyche noch nicht wahr, dass zwischen dem Objekt, von dem der Reiz ausgeht, und der Sinnesreaktion Zeit- und Raumabstände liegen.
Das nächste Entwicklungsstadium ist dann das einer nach außen gerichteten Projektion des Reizes und der Zuschreibung dieses Reizes an ein fernes Objekt, mithin ein Stadium der Distanzierung und Objektivierung des Intellekts und damit einhergehend eine Übertragung von Libido auf die entdeckte, oder vielmehr selbstgeschaffene, Außenwelt. Als Schutzvorrichtung für diese psychische Leistung und als eine Art kritische Instanz der Objektivierung entwickelt sich gleichzeitig die Fähigkeit, zwischen Objektivität und Subjektivität zu unterscheiden, und ein Realitätsbewusstsein, das den Einzelnen befähigt, seine inneren Erlebnisse von den äußeren Reizen zu unterscheiden—mit anderen Worten, innere Erlebnisse als innerliche zu betrachten und sie nicht mit den Objekten der Sinneswahrnehmung zu verwechseln. Dieser korrelative Entwicklungsprozess stößt jedoch leicht auf Hemmungen. Es gibt Hemmungen von intellektueller Seite, oder, wie wir sagen, vom Ich—dessen Hauptwaffe der Intellekt ist—, und es gibt Hemmungen, die sich aus der Übertragung der Libido in verschiedenen Entwicklungsstadien ergeben und je nach Verhältnis des Ichs zur Libido zu unterschiedlichen Resultaten führen. Diese Hemmungspunkte werden nach Freud Fixationspunkte genannt. In den meisten Fällen scheint der Faktor, der Ichstörungen verursacht, in Läsionen der Libido zu liegen. So geht aus Freuds Deutung hervor, dass Paranoia eine Reaktion auf verdrängte Homosexualität ist. Das Verbot der Objektfindung für den homosexuellen Trieb, das in einer Hemmung der Übertragung der homosexuellen Libidoorganisation resultiert, ist als von innen herkommend und innen verbleibend zu erkennen. Diese Projektion ist eine Abwehrmaßnahme des Ichs gegen die aus der Verdrängung mit stürmischer Kraft hervorbrechende, versagte homosexuelle Libido. Libidinöse Hemmung führt zu intellektueller Hemmung, die sich in Urteilsbeeinträchtigung oder in Geisteskrankheit äußern kann. Ein innerer psychischer Prozess, der durch Verschiebung und Projektion zustande kommt, wird für einen äußeren gehalten, was zu mehr oder minder ausgeprägter ‘affektiver Urteilschwäche’ führt; die begleitenden Reaktionen der Psyche werden in Quantität und Qualität vom Krankheitsprozess bestimmt.
Man kann sagen, dass im Falle einer gestörten Libidoorganisation das Ich sich vor der Aufgabe sieht, eine wahnsinnige Außenwelt zu bewältigen, und sich daher wahnsinnig verhält.
Bei den Neuropsychosen, die gewöhnlich im späteren Leben auftreten und eine Anamnese relativer früherer psychischer Gesundheit haben, ist es nicht schwer zu beobachten, dass die Beeinträchtigung des Ichs durch eine Beeinträchtigung der Libido verursacht ist. In Fällen von Psychosen hingegen, die allmählich und schleichend entstehen und mit der frühesten Kindheit beginnen, dürfen wir eher annehmen, dass weniger eine sukzessive Beeinträchtigung von Libido und Ich, als vielmehr eine korrelative Hemmung primär der gesamten Entwicklung des Individuums vorliegt. Die eine Triebgruppe entwickelt sich nicht normal, und dies geht einher mit einem Stillstand der Funktionen der anderen Triebgruppe sowie mit einer gleichzeitigen Entwicklung sekundärer Beziehungen, die als Versuche der Selbstheilung und der Anpassung an die Funktionsstörung mittels Kompensationen und Überkompensationen zu betrachten sind. Ferner treten Regressionen seitens von Funktionen auf, die sich normal entwickelt haben, die jedoch, sobald eine deutliche Diskordanz zwischen den kranken und den normalen Anteilen der Psyche besteht, ihr normales Niveau verlassen und sich zwecks Anpassung auf das niedrigere Niveau der beeinträchtigten Funktionen zurückziehen. Während dieses Rückzugs können verschiedene vorübergehende oder dauerhafte Symptomformen unterschiedlicher klinischer Typen entstehen; und aus ihnen entwickeln sich alle gemischten psychotischen Formationen. Das Vorhandensein dieser Teilprozesse und ihre große Vielfalt hinsichtlich der Regressionsniveaus zu einem gegebenen Zeitpunkt erfordert sorgfältige Beachtung. Bei der Erwägung von Triebhemmungen müssen wir uns ständig vor Augen halten, dass alle gehemmten Triebe in Angst verwandelt werden oder als Angst entladen werden können. Um Freud zu zitieren: ‘Man kann sagen, dass im gewissen theoretischen Sinn Symptome nur gebildet werden, um einer sonst unvermeidlichen Angstentwicklung zuvorzukommen.’
4
Wir haben von Freud gelernt, dass die Projektion der homosexuellen Libido in der Paranoia als eine Abwehrmaßnahme des Ichs gegen einen unzeitgemäßen und gesellschaftlich verwerflichen Sexualdrang aufzufassen ist, der aus dem Unbewussten herandrängt. Ist es möglich, die Projektion des eigenen Körpers der Patientin im Fall der Fräulein Natalija als eine analoge Situation zu betrachten? Natürlich müsste die Projektion der Abwehr jener Libido dienen, die dem eigenen Körper der Patientin zugehört und die in ihren Ansprüchen entweder zu umfangreich oder zu unzeitgemäß geworden ist, als dass die Patientin sie noch als die ihre ertragen könnte. Ferner ist anzunehmen, dass sich diese Projektion nur auf die Libido des Körpers und nicht zugleich auf die Libido des psychischen Ichs bezieht und dass im Übrigen die Libido des psychischen Ichs die Abwehr gegen die körperliche Libido erleichtert hat, weil sie sich, sozusagen, ihrer schämte. Dass als Abwehrmechanismus eine Projektion gewählt worden ist—ein Mechanismus, der zur primären Funktionsweise des Ichs im Prozess des Objektfindens gehört—, gibt uns Grund zu der Annahme, dass wir es hier mit einer Libidoposition zu tun haben, die gleichaltrig ist mit den Anfängen des intellektuellen Objektfindens und die entweder durch Regression oder durch das Fortbestehen einer Resterscheinung (—Freud), die jahrelang bis zum Ausbruch der Krankheit wirksam kompensiert oder verdeckt war, erreicht wird. In Regressionen besteht jedoch immer das Bestreben, die vormals ungehinderten Libidopositionen zu erreichen. In der Paranoia gelangt die Regression in ein Stadium, in dem die homosexuelle Objektwahl noch nicht dem Verbot des Ichs unterliegt und freie homosexuelle Libido besteht, die erst später auf Geheiß der kulturellen Forderungen des Ichs der Verdrängung unterworfen wird.
Die auf das eigene Selbst gerichtete Libido, die das Ich durch Projektion des eigenen Körpers loszuwerden versucht, ist naturgemäß charakteristisch für eine Periode, in der sie noch nicht in Konflikt mit den Ansprüchen anderer Liebesobjekte geraten war. Diese Periode muss mit dem Entwicklungsstadium der Psyche zusammenfallen, in dem das Objektfinden noch am eigenen Körper stattfindet und dieser noch als Teil der Außenwelt betrachtet wird.
Ich differenziere absichtlich zwischen Objektwahl und Objektfinden. Unter ersterer verstehe ich nur die libidinöse Besetzung; unter letzterem das intellektuelle Bewusstsein dieser Besetzung. Ein Objekt wird vom Intellekt gefunden und von der Libido gewählt. Diese Prozesse können entweder gleichzeitig oder nacheinander stattfinden, sind aber für meinen Zweck als verschieden zu betrachten.
Die Projektion des eigenen Körpers lässt sich dann auf das Entwicklungsstadium zurückführen, in dem der eigene Körper das Ziel des Objektfindens ist. Dies muss die Zeit sein, in der der Säugling seinen Körper, Teil für Teil, als Außenwelt entdeckt und noch nach seinen Händen und Füßen tastet, als wären es fremde Objekte. In dieser Zeit geht alles, was ‘mit ihm geschieht’, von seinem eigenen Körper aus; seine Psyche ist Objekt von Reizen, die in seinem eigenen Körper entstehen, aber auf ihn einwirken, als wären sie von äußeren Objekten erzeugt. Diese disjecta membra werden später unter der Aufsicht einer psychischen Einheit, die alle Lust- und Unlustempfindungen aus diesen separaten Teilen empfängt, zu einem einheitlichen Ganzen zusammengefügt und systematisiert. Dieser Vorgang vollzieht sich mittels Identifikation mit dem eigenen Körper. Das so entdeckte Ich wird mit verfügbarer Libido besetzt; entsprechend der psychischen Natur des Ichs entsteht Narzissmus; und gemäß der Funktion einzelner Organe als Lustquellen resultiert Autoerotismus.
Sind aber die zuvor herangezogenen psychoanalytischen Theorien zutreffend, so muss diesem Objektfinden an den eigenen Organen, die nur durch Projektion als Teile der Außenwelt betrachtet werden können, ein Stadium der Identifikation mit einer narzisstischen Libidoposition vorausgehen, und es ist die Annahme zweier sukzessiver Stadien von Identifikation und Projektion notwendig. Die Projektion, die am Objektfinden an den eigenen Organen beteiligt war, wäre dann die zweite Phase des vorangehenden Stadiums, obgleich der Anteil, der von der postulierten Identifikation abhängt, noch zu entdecken bleibt.
Ich nehme also das Vorhandensein dieser beiden aufeinanderfolgenden Phasen der Identifikation und der Projektion im Objektfinden und in der Objektwahl am eigenen Körper an.
Ich verstoße nicht gegen psychoanalytische Auffassungen, wenn ich behaupte, dass der Einzelne als organische Einheit zur Welt kommt, in der Libido und Ich noch nicht getrennt sind und alle verfügbare Libido auf jene organische Einheit bezogen ist, die den Namen ‘Ich’ (d. h. eine psychische Selbstschutzorganisation) ebensowenig verdient wie die Zelle. In dieser Situation ist der Einzelne gleichermaßen Sexual- wie Individualwesen, verrichtet zugleich Ich- und Reproduktionsfunktionen, wie die Zelle, die sich ernährt, bis sie sich teilt. Dieses Stadium des Neugeborenen ist biologisch bis zur Zeit der Empfängnis, muss aber als psychologisch betrachtet werden von dem Zeitpunkt an, da—in einem unbestimmbaren Stadium des fetalen Lebens—eine Gehirnentwicklung stattfindet. Vom Standpunkt der Libido kann man sagen, dass das Neugeborene ein sexuelles Wesen ist. Ich stimme Freuds Annahme zu, dass die erste Entsagung des Individuums die Entsagung des Schutzes durch den mütterlichen Leib ist, die der Libido auferlegt wird und von jenem Ausdruck der Angst, dem Geburtsgeschrei, begleitet ist. Ist jedoch dieses erste Trauma überstanden und entsteht keine Unzufriedenheit, die den Säugling in einen Konflikt mit sich selbst und mit der Umwelt bringt, so ist er in vollem Besitz seiner eigenen Libido und weiß nichts von der Außenwelt, nicht einmal von jenem Teil der Welt, den er bald in sich entdecken wird. Es ist dies das Stadium der Identität, das der ersten Projektion zum Zweck des Objektfindens im eigenen Körper vorausgeht. Dieses Stadium ist nicht durch jene psychische Tätigkeit zustande gekommen, die man Identifikation nennen könnte, sondern ist von Anfang an vorhanden. Gleichwohl ist das Ergebnis dasselbe wie bei aktiv hergestellter Identität—absolute Selbstzufriedenheit, keine Außenwelt, keine Objekte. Bezeichnen wir dieses Stadium als das angeborene narzisstische. In dieser Lage richtet sich die Libido nach außen, besetzt zunächst auf dem indirekten Weg der Projektion den Körper des Subjekts und kehrt auf dem Wege der Selbsterkenntnis zum Ich zurück. In der Zwischenzeit hat das Ich unter dem Einfluss dieser ersten psychischen Regungen, die man Erfahrung nennen kann, eine deutliche Veränderung durchgemacht und wird nun erneut von Libido besetzt. Nennen wir dieses Stadium erworbenen Narzissmus. Letzterer findet bereits eine beträchtliche Menge angeborenen Narzissmus vor und lagert sich auf ihn. Der Zustand des angeborenen Narzissmus bleibt normalerweise für alle Zeit an den Organen und ihren Funktionen haften und steht in ständigem Konflikt mit den verschiedenen weiteren Stadien der Ichentwicklung, die mit Hilfe von Angst und Urteil unter der Ägide aller inzwischen allmählich erworbenen Fähigkeiten vor sich geht. Der Kampf wird zunächst hauptsächlich im Bereich der Ausscheidungsfunktionen und der autoerotischen Lustquellen geführt, da dies jene Bereiche sind, die in der Beziehung des Einzelnen zur Umwelt die größten Schwierigkeiten bereiten. Gleichwohl müssen wir eindeutig verstehen, dass das Ich lebenslang mit ständigen Verschiebungen in der narzisstischen Libidoposition sich entwickelt, dass der Mensch in seinem Kampf ums Dasein ständig gezwungen ist, sich selbst von Neuem zu finden und zu erkennen, und dass der Erwerb von Narzissmus der Kultur immanent ist und nur auf der Grundlage eines intakten angeborenen Narzissmus denkbar ist, der als Quelle der Ernährung und Regeneration dient. Dieser um das Selbst kreisende Dauerstreit vollzieht sich in unterschiedlichem Ausmaß in Bezug auf verschiedene Triebkomponenten; er betrifft Homo- und Heterosexualität und jede Libidokomponente in verschiedenem Grad zu verschiedenen Zeiten und ruft verschiedene Reaktionen, Kompensationen, Überbauten und Eliminierungen hervor. Diese sekundären psychischen Formationen treten sodann wiederum in Kombination und erzeugen unlösbare dynamische, qualitative, relative und modale Verhältnisse, die zu einer großen Vielfalt von Charaktertypen und Symptomen führen. Die Entwicklung sowohl des Ichs als auch der Libido—soweit jede für sich oder in ihrem Verhältnis zueinander in Betracht kommt—kann zum Stillstand kommen und an ebenso vielen Punkten Regressionsziele aufrichten, wie es primäre, sekundäre, tertiäre (usw.) Beziehungs- und Entwicklungsfaktoren gibt. Das gesamte Problem wird überdies durch die Elemente von Zeit und Raum weiter verkompliziert und damit unlösbar gemacht. Nehmen wir an, dass die Projektion des eigenen Körpers eine pathologische Wiederholung jenes psychischen Stadiums ist, als der Einzelne bestrebt war, seinen Körper mittels Projektion zu entdecken. Es wäre nicht zuviel gesagt, dass, so wie die Projektion in der normalen primären Entwicklung erfolgreich gewesen ist, weil die angeborene narzisstische Libidoposition unter dem Ansturm äußerer Reize aufgegeben werden musste, auch die pathologische Projektion stattfindet, weil sich eine Anhäufung narzisstischer Libido herausgebildet hat, die dem primären Narzissmus analog ist—hier freilich anachronistisch, regressiv oder fixiert—, ihm aber im Charakter insofern ähnelt, als sie den Einzelnen von der Außenwelt isoliert. Daher kann die Projektion des eigenen Körpers als Abwehr gegen eine Libidoposition betrachtet werden, die dem Ende der fetalen Existenz und dem Beginn der extrauterinen Entwicklung entspricht. Freud hat in seinen Introductory Lectures sogar nicht gezögert zu erklären, dass psychologische Probleme auf die intrauterine Existenz zurückgeführt werden.
Diese Erwägungen können als Ausgangspunkt für die Erklärung verschiedener schizophrenen Symptome dienen. Ist es nicht möglich, dass Katalepsie, flexibilitas cerea, dem Stadium entspricht, in dem der Mensch seine eigenen Organe als fremd empfindet, als nicht zu sich gehörig, und als von einer äußeren Kraft beherrscht? Ein ähnlicher Fall ist das Symptom, die Gliedmaßen von jemandem bewegt zu bekommen. Dieses Symptom reproduziert besonders gut die Situation, in der der eigene Körper fremd wird und sozusagen Teil einer Außenwelt, die von äußeren Kräften beherrscht ist. Dürfen wir nicht sagen, dass der katatone Stupor, der eine vollständige Verweigerung der Außenwelt darstellt, eine Rückkehr in den Uterus ist? Dürfen nicht diese schwersten katatonen Symptome die letzte Zuflucht einer Psyche sein, die selbst die primitivsten Ichfunktionen aufgegeben hat und sich in toto auf die fetalen und Säuglingsstadien zurückgezogen hat, weil sie im gegenwärtigen Zustand ihrer Libido selbst die einfachsten Ichfunktionen, die die Beziehung zur Außenwelt aufrechterhalten, nicht gebrauchen kann? Das katatone Symptom, der negativistische Blick des Schizophrenen, ist nichts anderes als eine in ‘Organsprache’ ausgedrückte Absage an die Außenwelt. Deutet nicht auch der ‘Saugreflex’ in den Endstadien der allgemeinen Paralyse auf eine solche Regression in die Kindheit?
Das psychische Korrelat der flexibilitas cerea und jenes Stadiums, in dem der Mensch sich als Teil der Außenwelt betrachtet, kein Bewusstsein seines eigenen Willens und seiner eigenen Ichgrenzen hat, ist das Gefühl, dass jedermann die Gedanken des Patienten kennt und im Besitz derselben ist. In der hier pathologisch verdoppelten Periode gibt es in der Tat noch keine Gedanken, aber auch Gedanken unterliegen, wie bereits oben ausgeführt, demselben Prozess, anfangs als aus der Außenwelt kommend angesehen zu werden, bevor sie unter die Funktionen des Ichs gerechnet werden. Gedanken müssen zunächst in das Bewusstsein der Ich-Einheit assimiliert werden, bevor sie eine automatische Ichfunktion sein können; und dies kann nicht geschehen, ehe der Intellekt das Stadium der Erinnerungsvorstellungen erreicht hat. Freud hat gelehrt, dass auch dies ein späterer Prozess ist und dass ihm das Stadium der Halluzinationen von Erinnerungsvorstellungen vorausgeht, das heißt ein Stadium, in dem die Wahrnehmungen tatsächlich in der Außenwelt zu erscheinen scheinen und nicht als innere Vorgänge betrachtet werden. Überdies gehört dieses Stadium halluzinatorischer Wahrnehmungen, das an sich eine Art Objektivierung, Objektfinden und Objektwahl darstellt, ebenfalls in die erste Lebensperiode. Die Regression erfolgt selbstverständlich nicht in allen psychischen Fähigkeiten und Beziehungen in gleicher Weise. Die Fähigkeit, mit Erinnerungsvorstellungen zu denken, ist noch intakt, aber die Libido ist bereits auf das Säuglingsstadium herabgesetzt und tritt mit der Denkfähigkeit in Beziehung, so wie sie besteht. Das Bewusstsein der Persönlichkeit ist verloren gegangen, und dieser Verlust zeigt sich in der Unfähigkeit des Patienten, sein intaktes psychisches Inventar zu lokalisieren. Der Patient, der erklärt, seine Gedanken und Gefühle befänden sich in den Köpfen aller Menschen, erklärt lediglich—mit Worten und Begriffen, die dem Erinnerungsreservoir eines späteren Entwicklungsstadiums entnommen sind—, dass seine Libido sich auf dem Stadium befindet, in dem sie noch mit der Außenwelt identisch ist, noch keine Ichgrenzen gegen die Außenwelt ausgebildet hat, und seine Libido daher gezwungen ist, auf die normalen intellektuellen Objektbeziehungen zu verzichten, soweit diese von der herabgesetzten Libidoposition abhängen.
Diese Gefühle und diese Ausdrucksweise hängen von der Unversehrtheit der Fähigkeit der Psyche ab, mit Erinnerungsvorstellungen zu operieren. Auch diese Fähigkeit kann einer Regression unterliegen. In diesem Fall halluziniert der Patient. Die Libido hat sich hinter das Stadium der Identifikation zurückgezogen, der Intellekt weiß nicht mehr, wie er selbst mittels Identifikation eine Beziehung zur Außenwelt herstellen soll. Die Psyche nähert sich immer mehr dem Mutterleib. Ferner—könnte nicht vielleicht das ‘Bildersehen in Ebenen’ ein Entwicklungsstadium des Sehsinns darstellen, das noch früher liegt als das halluzinatorische Stadium?
5
Ich habe dargelegt, dass narzisstische Selbstentdeckung und Selbstwahl sich bei jeder neuen Errungenschaft des Ichs wiederholen, und zwar dergestalt, dass unter der Leitung von Gewissen und Urteil jede neue Errungenschaft entweder zurückgewiesen oder mit Libido besetzt und dem Ich zugeschrieben wird. Nennen wir diesen Narzissmus den psychischen Narzissmus und stellen wir ihm den organischen Narzissmus gegenüber, der im Unbewussten die Einheit und Funktionsfähigkeit des Organismus gewährleistet. Es ist nichts Neues, auf die große Abhängigkeit der körperlichen Gesundheit und sogar des Lebens selbst von dem hinzuweisen, was man Lebensliebe nennt, oder daran zu erinnern, dass man tatsächlich an einem ‘gebrochenen Herzen’ sterben kann und dass, wie Oswald in seinem Buch über große Männer erwähnt, emeritierte Universitätsprofessoren oft bald nach der Entbindung von ihren Pflichten sterben, selbst wenn sie sich zuvor bester Gesundheit erfreuten. Sie sterben nicht am Alter, sondern weil sie die Lebensliebe verlieren, wenn sie die Pflichten, die sie geliebt haben, nicht mehr ausüben können. Freud berichtet von einem berühmten Musiker, der seiner Krankheit erlag, weil seine schöpferische Arbeit eingestellt wurde.
Wir müssen annehmen, dass die Libido durch den ganzen Körper fließt, vielleicht wie eine Substanz (Freuds Ansicht), und dass die Integration des Organismus durch einen Libidotonus bewerkstelligt wird, dessen Schwankungen den Schwankungen des psychischen Narzissmus und der Objektlibido entsprechen. Von diesem Tonus hängt die Widerstandskraft gegen Krankheit und Tod ab. Die Lebensliebe hat schon manchen Mann gerettet, den die Ärzte als unheilbar aufgegeben hatten.
Überall dort, wo es zu einem Zustrom organischen Narzissmus zu einem bestimmten Organ als Prädilektionsstätte kommt, kann es auch zu einem Bewusstsein von Organbeziehungen und organischen Funktionen kommen, die im normalen Leben einer unbewussten und vegetativen Rolle zugewiesen sind. Analog gelangen von psychischem Narzissmus und Objektliebe besetzte Objekte ins Bewusstsein, wo immer die Besetzung einen hinreichenden Stärkegrad erreicht hat. Dieser Zustrom von Libido lenkt die Aufmerksamkeit auf das Organ und liefert das Bewusstsein einer Umwandlung des Organs oder seiner Funktionen, d. h. das Gefühl der Entfremdung. Dies ist der von Freud als Hypochondrie beschriebene Mechanismus. Auf diesen Libidostrom folgt die Abwendung des Ichs von dem pathologisch mit Libido überladenen Organ oder von seinen Funktionen; das heißt Entfremdung. Dies ist als Abwehrmaßnahme gegen die mit der Hypochondrie verbundene Angst zu betrachten. Das Fremdheitsgefühl ist eine Abwehr gegen die libidinöse Besetzung, gleichgültig, ob es sich um Objekte der Außenwelt, den eigenen Körper oder dessen Teile handelt. Die Entfremdung führt natürlich nicht zur Aufgabe der unbewussten Libidoposition. Die Entfremdung ist keine destruktive Kraft, sondern lediglich eine Negation der pathologischen Besetzung; sie ist ein Beispiel für die Vogel-Strauß-Taktik des Ichs, die sich sehr leicht ad absurdum führen lässt und die letztlich durch andere oder wirksamere Abwehrmaßnahmen ersetzt werden muss.
Wenn in der Paranoia das Entfremdungsgefühl keinen Schutz mehr bietet, wird der libidinöse Drang zum homosexuellen Objekt auf dieses projiziert und erscheint—durch Umkehr der Richtung—als Aggression gegen den Liebenden (den Patienten selbst) in der Form eines Verfolgungsgefühls. Fremde werden zu Feinden. Die Feindschaft ist ein neuer und energischerer Schutzversuch gegen die zurückgewiesene unbewusste Libido.
Die narzisstische Organlibido in der Schizophrenie kann eine ähnliche Verwandlung durchlaufen. Das entfremdete Organ—in unserem Fall der ganze Körper—erscheint als äußerer Feind, als Maschine, die den Patienten quält.
Wir sind daher gezwungen, drei Hauptstadien in der Geschichte des ‘Beeinflussungsapparates’ zu unterscheiden:
1. Das Gefühl innerer Veränderung, hervorgerufen durch den Zustrom von Libido in ein bestimmtes Organ (Hypochondrie).
2. Das durch die Zurückweisung erzeugte Entfremdungsgefühl, wodurch die pathologisch veränderten Organe oder ihre Funktionen sozusagen als etwas den vom Ich akzeptierten ganz oder teilweise gesunden Organen und Funktionen Fremdes geleugnet und eliminiert werden.
3. Das Verfolgungsgefühl (paranoia somatica), das aus der Projektion der pathologischen Veränderung in die Außenwelt entsteht, (a) durch Zuschreibung der Veränderung an eine fremde feindliche Macht, (b) durch den Aufbau des Beeinflussungsapparates als Summation einiger oder aller nach außen projizierten pathologisch veränderten Organe (des ganzen Körpers). Es ist zu beachten, dass unter diesen Organen die Genitalien in der Projektion den Vorrang haben.
Die Annahme eines Zustroms von Libido in bestimmte Organe im physiologischen Sinne des Wortes sollte angemessene Berücksichtigung finden. Auf der Grundlage dieser Annahme können in der Schizophrenie häufig beobachtete vorübergehende Schwellungen von Organen ohne Entzündung und ohne ein tatsächliches Ödem als Äquivalente von Erektionen gedeutet werden, die—wie die Erektionen von Penis und Klitoris—durch ein Überfließen von Sekret infolge libidinöser Aufladung von Organen zustande kommen.
6
Es ist durchaus nicht überraschend, dass der feindliche Apparat von Personen bedient wird, die für einen objektiven Beobachter nur als Liebesobjekte erscheinen können—Verehrer, Geliebte, Ärzte. All diese Personen sind mit Sinnlichkeit verbunden, haben mit dem Körper zu tun und verlangen eine Übertragung von Libido auf sich. Das ist es, was sich in normalen Situationen tatsächlich ereignet. Die narzisstische Libido jedoch, wo immer sie zu stark fixiert ist, kann diese Forderung der Liebesobjekte nicht anders denn als feindlich betrachten und sieht im Objekt einen Feind. Es ist jedoch zu beachten, dass eine andere Gruppe von Liebesobjekten—die Mutter, der gegenwärtige Arzt des Patienten, enge Freunde der Familie—nicht zu den Verfolgern, sondern zu den Verfolgten gezählt werden, gezwungen, sein Schicksal zu teilen, indem sie dem Beeinflussungsapparat unterworfen werden. Im Gegensatz zur Paranoia werden die Verfolgten und nicht die Verfolger zu einer passiven Verschwörung organisiert, und diese Verschwörung ist passiver Natur. Für dieses Phänomen lässt sich folgende Erklärung anbieten:
Bemerkenswert ist, dass die Verfolger sämtliche Personen sind, die in gewisser Distanz zum Patienten leben, während die Verfolgten dem engsten Bekanntenkreis angehören und—einschließlich der Ärzte, die Imagoes des Vaters und damit ebenfalls Familienmitglieder sind—eine Art ständig präsente Familie darstellen. Nun sind die Familienmitglieder jene Liebesobjekte, die wegen ihrer Anwesenheit vom Beginn des Lebens des Patienten an der narzisstischen Objektwahl durch Identifikation unterliegen. Auf diese Personen wendet unsere Patientin diese Form der Objektwahl noch an, insofern sie sie ihrem eigenen Schicksal unterwirft, indem sie sich mit ihnen identifiziert. Normalerweise wird hinsichtlich der Familienmitglieder die Forderung nach Libidotransfer weder als die Überwindung einer großen Distanz noch als ein erheblicher narzisstischer Verzicht empfunden. Indem die Patientin mit diesen Personen eine Identifikation herstellt, folgt sie einem ausgetretenen Pfad, der der Patientin nicht hinreichend feindlich erscheint, um sie zur Auflehnung gegen die Besetzung dieser Objekte und dazu zu bringen, sie als feindlich anzusehen. Anders ist es mit Geliebten und Verehrern. Diese bedrohen eine narzisstische Position mit ihren erheblichen Forderungen an die Objektlibido und werden daher als Feinde zurückgewiesen. Die Tatsache, dass diese Personen räumlich fern sind, ruft auf Seiten der Libido ein Distanzgefühl hervor. Der Libidotransfer par distance wird als außerordentlich starke Forderung nach Anerkennung einer Objektposition als Forderung nach Selbstverleugnung empfunden. Dies gilt auch für normale Verhältnisse. Die räumliche Entfernung, die die Geliebten trennt, bedroht die Objektlibido; sie führt sogar dazu, dass Menschen sich letztlich zurückziehen und das Objekt aufgeben. Auf Distanz lieben zu müssen, ist eine schwierige Aufgabe, die nur ungern erfüllt wird. Unsere Patientin jedoch kann ihre Liebesobjekte nicht einfach auf normale Weise aufgeben, weil sie sie nicht normal besetzt hat. Auf diejenigen, die viel von ihr verlangen, kann sie nur mit dem paranoiden Mechanismus reagieren; auf diejenigen, die weniger verlangen, nur mit Identifikation. Ich weiß nicht, warum die Personen, die den Beeinflussungsapparat bedienen, in meinen Beobachtungen ausschließlich männlich sind. Dies mag auf fehlerhafter Beobachtung oder auf Zufall beruhen. Weitere Untersuchungen müssen diesen Punkt klären. Dass jedoch heterosexuelle Objekte als Verfolger erscheinen können, im Widerspruch zu Freuds Theorie der ausschließlich homosexuellen Genese der Paranoia, lässt sich dadurch erklären, dass der Beeinflussungsapparat einem regressiven psychischen Stadium entspricht, in dem die wesentliche Unterscheidung nicht die zwischen den Geschlechtern ist, sondern die zwischen narzisstischer und Objektlibido, und jedes Objekt, das einen Libidotransfer verlangt, unabhängig von seinem Geschlecht als feindlich betrachtet wird.
7
Nach diesem langen Exkurs—der, so hoffe ich, nicht als überflüssig angesehen wird—können wir zur Frage zurückkehren, wie selbst die gewöhnliche, klinisch vertraute Beeinflussungsmaschine in ihrer typischen Form eine Projektion des Körpers des Patienten sein kann, wie es im Fall der Fräulein Natalija zutraf. Die Antwort sollte nicht schwer zu finden sein. Wenn wir nicht annehmen wollen, dass die Maschine durch sukzessive Substitutionen der Teile des Körperbildes des Patienten (‘wei Fuchs aus alopex’) zustande gekommen ist, und wenn wir stattdessen zur Erklärung der typischen Beeinflussungsmaschine die bereits festgestellte Genitalität der Maschine heranziehen, so können wir uns folgender Überlegungen bedienen:
Die Regression der Libido auf das frühinfantile Stadium bestimmt die Rückverwandlung der inzwischen genital zentralisierten Libido in das prägenitale Stadium, in dem der ganze Körper eine libidinöse Zone ist—in dem der ganze Körper ein Genital ist. Solche Phantasien finden sich auch bei Fällen einer narzisstisch stark besetzten, sexuell äußerst infantilen Neurose. Ich selbst habe solche Fälle beobachtet. Die Phantasie entspringt dem intrauterinen (Mutterleib-)Komplex und hat zumeist den Inhalt des Wunsches des Mannes, ganz in das Genital zurückzukriechen, aus dem er hervorgegangen ist, und sich nicht mit irgendeiner geringeren Befriedigung zu begnügen. Das ganze Individuum ist in diesem Falle ein Penis. Ferner ist der Weg der Identifikation mit dem Vater (dem Penis des Vaters) in der Symptombildung männlicher Patienten überdeterminiert. Das Symptom ist ebenfalls als Regression auf ein Stadium diffuser narzisstischer Organlibido aufzufassen und ist in den meisten Fällen mit genitaler Impotenz verbunden. Auch das Genitale wird aufgegeben. Die gleiche Situation zeigt sich in dem Fehlen der Genitalien in der Beeinflussungsmaschine der Frl. N. Die intrauterine Phantasie und die Identifikation mit der Mutter finden wahrscheinlich ihren Ausdruck in dem kuppelartigen Deckel des Rumpfes, der vielleicht die Mutter der Patientin während der Schwangerschaft darstellte. Die eingeschlossenen Batterien sind vielleicht das Kind, welches die Patientin selbst ist. Die Tatsache, dass das Kind den Batterien gleichgesetzt wird, das heißt einer Maschine, stützt die Annahme weiter, dass die Person sich selbst als Genital empfindet, und dies umso mehr, als das Fehlen der Genitalien der Maschine für das prägenitale—im gewissen Sinne nicht-genitale—Stadium steht.
Der Aufbau des Beeinflussungsapparats in der Form einer Maschine stellt demnach eine Projektion des ganzen Körpers dar, der nunmehr ganz ein Genital ist.
Die Tatsache, dass die Maschine im Traum nichts anderes ist als eine Darstellung des zur Vorherrschaft erhobenen Genitals, widerspricht keineswegs der Möglichkeit, dass sie in der Schizophrenie ein Symbol des ganzen, als Penis aufgefassten Körpers ist und somit ein Vertreter der prägenitalen Epoche. Der Patient hat den Vorstellungsinhalt seines vergangenen Lebens ja nicht verloren. Das Bild des Genitals als Darstellung der Sexualität ist im psychischen Apparat erhalten geblieben. Es wird daher als Ausdrucksmittel, als Ausdrucksweise, als Sprache benutzt, in der Phänomene mitgeteilt werden, die vor diesem Ausdrucksmittel existierten. Hier ist das Genital lediglich ein Symbol für eine Sexualität, die älter ist als die Symbolik und als jedes Mittel gesellschaftlichen Ausdrucks. Das Bild ist dann in der Sprache der späteren genitalen Periode nichts anderes als: ‘Ich bin Sexualität.’ Der Kontext aber lautet: ‘Ich bin ganz ein Genital.’ Dieser Text ist selbstverständlich in die Sprache zu übersetzen, die den tatsächlichen Libidobedingungen angemessen ist.
Es ist möglich, dass der gewöhnliche Beeinflussungsapparat in der Form der Maschine seine Existenz einfach der Tatsache verdankt, dass seine Frühstadien nicht allmählich ausgebildet worden sind, weil der Krankheitsprozess zu ungestüm auf fernere Daseinsphasen zugriff. Es ist auch möglich, dass die Frühstadien von den Beobachtern nicht bemerkt und vom Patienten nicht berichtet oder nicht als Frühstadien erkannt und bewertet worden sind. So ist der Zusammenhang zwischen dem Beeinflussungsapparat der Frl. N. und der gewöhnlichen Beeinflussungsmaschine der Wissenschaft verloren gegangen.
Doch der Widerspruch zwischen den beiden Auffassungen—dass einerseits die Maschinenform des Beeinflussungsapparats durch sukzessive Verzerrungen des Beeinflussungsapparats entstanden sei, der die Projektion des Körpers darstellt, und dass andererseits die Maschinenform des Beeinflussungsapparats wie die Maschine im Traum eine Projektion der Genitalien darstelle—ist nun aufgehoben. Die Evolution durch Verzerrung des menschlichen Apparats zur Maschine ist eine Projektion, die der Entwicklung des pathologischen Prozesses entspricht, der das Ich in ein diffuses Sexualwesen verwandelt oder—in der Sprache der genitalen Periode ausgedrückt—in ein Genital, eine Maschine, die unabhängig von den Zielen des Ichs ist und einem fremden Willen untergeordnet. Sie ist dem Willen des Ichs nicht mehr untergeordnet, sondern beherrscht ihn. Auch hier erinnert uns das Erstaunen von Knaben, wenn sie zum ersten Mal der Erektion gewahr werden, daran. Und die Tatsache, dass die Erektion bald als außergewöhnliche und geheimnisvolle Leistung aufgefasst wird, stützt die Annahme, dass die Erektion als etwas vom Ich Unabhängiges empfunden wird, als ein Teil der Außenwelt, der nicht vollständig beherrscht ist.
[…] (German, Turkish) […]
LikeLike
[…] (İngilizcesi, Almancası) […]
LikeLike